Zu den begehrtesten Gemälden Wennerbergs zählen heute die Karnevals- und Zirkusbilder, in denen eine Tänzerin in der Gestalt der Columbine und ihr Begleiter Pierrot in allerlei Verkleidungen auftreten. Wennerbergs Columbine ist eine Tänzerin, die ihren Pierrot am Eingang eines Ballsaals, am Treppenaufgang oder im bewegten Tanz trifft; manchmal reitet sie auf hohem Ross in ein Zirkusrund ein. Die Grazie ihrer Haltung, ihre mitreißende Stimmung strahlen Temperament und Lust am Leben aus. Ihre Drehungen im flatternden und fliegenden Ballkleid, im kurzen Röckchen einer Zirkusreiterin ziehen die Blicke der Zuschauer auf schlanke Beine, verführerische Ausschnitte oder tiefe Rücken. Dunkle Schönheiten sind in spanischem Gewand zu finden, rassige Frauen mit knabenhaft gescheiteltem Haar – vergleichbar einer Josephine Baker – heben stolz den Kopf. Man meint, Nähe und Ferne dieser fremden Frauen zu spüren und ihren Duft einzuatmen. Die Verführung bleibt jedoch dezent und kultiviert. Die Begegnung der beiden Akteure, Columbine und Pierrot, wird gleichsam in einer Momentaufnahme festgehalten. Ihr Partner, der weißgepuderte Pierrot, wirkt dagegen verhaltener und stiller. Wennerbergs Lieblingsfiguren Columbine und Pierrot sind einzigartige Neuschöpfungen im Werk des Künstlers Brynolf Wennerberg, die ihn damit zu einer singulären Erscheinung in der Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden lassen.